| Krieg ist kein Mittel gegen
Terror, Krieg ist Terror
Können wir die deutsche Beteiligung
am Krieg verhindern?
Die letzten Wochen haben die Welt
verändert. Diese Veränderung vollzog sich so rasch und massiv,
dass wir sie kaum verarbeiten können. Wie immer im Krieg, treten die
harten, unversöhnlichen Stimmen in den Vordergrund. Die Falken in
der Politik nutzen die Irritation für einen einschneidenden Umbau
unseres Rechtsstaates ohne Not und ohne wirklichen Anlass.
Die Nachkriegsbeschränkung,
wonach von deutschem Boden nie wieder Krieg ausgehen darf, die noch für
den Sozialdemokraten Brandt oberste Handlungsleitlinie war, ist längst
aufgegeben. Deutschland will im Kanon der Mächte wieder Großmacht
sein und weltweit Krieg führen dürfen. Mit Staunen nehmen die
Bürgerinnen und Bürger diese Veränderung wahr. Aber zum
Staunen fehlt leider die Zeit. Wenn wir nicht rasch aufstehen, wird die
Bundesrepublik innerhalb weniger Wochen irreversibel umgebaut und wir zu
Mittätern in einem Krieg gemacht. Daher wollen wir Ihnen mit diesem
Flugblatt Anregungen für Ihre persönliche und politische Einmischung
geben. Wenn Sie an der Wirkung Ihres Handelns zweifeln, so bedenken Sie,
dass Sie zur Zeit nicht alleine stehen, wenn Sie Frieden wünschen
und einen militärischen Einsatz der Bundesrepublik ablehnen. Bedenken
Sie, dass wir in einer Demokratie leben. Wir als das Volk sind für
die Politik in unserem Land verantwortlich. Nicht in Form von Umfragen,
die je nach Frage anders ausfallen, sondern in Form von unüberhörbaren
Willensbekundungen, von stetem Druck. Die (noch vorhandene) Meinungsfreiheit
verpflichtet uns als Deutsche in besonderem Maße, für den Frieden
einzutreten. Vor sechzig Jahren war dieser Einsatz ein lebensgefährliches
Unterfangen.
In diesem Papier finden Sie zuerst
einige Argumente zur aktuellen Situation, anschließend Anregungen
und abschließend einige Kontaktadressen. Und vor allem Termine und
Mailinglisten, in die Sie sich eintragen können, wenn Sie von bevorstehenden
Aktionen benachrichtigt werden wollen.
Die aktuelle Situation
Wochenlang wurde die Bundesregierung
nicht müde, zu betonen, es gäbe keinen Automatismus und keine
Entscheidung ohne Prüfung der Anfrage um deutsche Kriegsunterstützung.
Nun will Schröder Tausende deutscher Soldaten in das Krisengebiet
entsenden. Um zweifelnde und kritische Abgeordnete zu zwingen, wird -
verfassungsrechtlich zumindest fragwürdig - die Vertrauensfrage
das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik mit einer Sachfrage
verknüpft. Das Gewissen der einzelnen Abgeordneten - lt. Grundgesetz
Basis der Entscheidung unserer VertreterInnen im Parlament - wird ausgehebelt.
Das Parlament insgesamt entmündigt. Dabei wird die Öffentlichkeit
nur vage über Einsatzumfang, Einsatzgebiet und Einsatzdauer informiert.
Der Krieg in Afghanistan
Wir erfahren nur, dass die wenigsten
Soldaten in Afghanistan kämpfen sollen. Der größte Teil
ist für weit verstreute Kampfgebiete vorgesehen.
Der Krieg in Afghanistan, in einem
Land also, das uns nicht angegriffen hat, sondern im Verdacht steht, Terroristen
zu beherbergen, ist eindeutig ein Angriffskrieg. Das gleiche gilt für
eine wahrscheinliche Eskalation des Krieges in weitere Länder, die
uns nicht angegriffen haben, sondern auch im Verdacht stehen, Terroristen
zu beherbergen. Das ist der größte denkbare Bruch des Grundgesetzes.
Von deutschem Boden darf nie wieder
Krieg ausgehen. Was als Bündnisfall angekündigt wurde, ist zum
überwiegenden Teil durch Rachegefühle gesteuert. Dieser Krieg
passt sich lückenlos ein in die (Kriegs-) Politik der letzten Jahre
im nahen und mittleren Osten. Jeder Konflikt oder Krieg richtete sich gegen
Länder, die vorher vom Westen massiv mit Waffen unterstützt wurden.
Kein Arabisches Regime ist frei von amerikanischem Einfluss. Entweder regieren
Vasallen des Westens ohne demokratische Legitimation oder es regieren feindliche
Diktatoren, die wirtschaftlich in Schach gehalten werden. In Afghanistan
regiert vielleicht bald schon wieder die Nordallianz. Andere Verbündete
haben wir bislang nicht kennen gelernt. Oder engagieren sich die US-Amerikaner
in sinnvollerweise für die Wegbereitung echter Demokratie und für
die gemäßigteren Kräfte Afghanistans? Hat der Westen wirklich
Interesse an starken, stabilen und legitimierten Regierungen in Arabien,
oder ist angesichts des unbegrenzten billigen Öldursts die Destabilisierung
der islamischen Welt vorteilhafter (natürlich hat Afghanistan kein
Öl, aber der Bau einer Ölpipeline vom Kaspischen Meer zum Indischen
Ozean durch das Land ist eine amerikanische Option). Die eigentliche Gefahr
für uns geht nicht von verrückten Einzelpersonen aus, sondern
entsteht aus der Verzweiflung einer großen stigmatisierten Region.
Sollte Osama Bin Laden die Attentate verübt haben, muss es uns doch
bedenklich stimmen, dass es ihm gelang, so viele Menschen aus dem Bildungsbürgertum
und finanzstarke Partner zu gewinnen.
Politische Perspektiven
Wir haben heute keine Angst vor
einzelnen Terroristen, sondern vielmehr vor einer Ausbreitung der Krieges.
Wie lange steht Pakistan an der Seite der US-Amerikaner? Auch hier stärkt
der Westen wieder ein völlig korruptes und undemokratisches Militärregime.
Wann haben wir es mit einer Front von wütenden arabischen Staaten
zu tun, die einig handeln?
Unsere Politik muss deutlich für
Demokratie, Frieden, Menschenrechte und Autonomie überall auf der
Welt stehen. Die Carepakete, die die US-Amerikaner abwerfen, sehen aus
wie Streubomben. Sie sind ein Hohn auf die Menschlichkeit.
Unser Engagement muss auf
langfristige soziale Gerechtigkeit zielen und die gemäßigten
Gruppen stärken. Krieg polarisiert immer und stärkt Extremisten
wie Osama Bin Laden. Die Politik der Bundesregierung ist weit von einer
langfristigen Perspektive entfernt und entbehrt jeglicher Strategie. Die
Aussicht auf eine Großmachtposition ist vorrangiges Handlungsziel.
Die Aufhebung der Grundrechte
Ohne Not und Gefahr eines Angriffs
auf die Bundesrepublik plant eine rotgrüne Regierung einschneidende
Änderungen der Grundrechte. Otto Schily mit seinem Otto-Katalog verfolgt
nicht potentielle Terroristen, sondern die Bürgerinnen und Bürger
dieses Landes. Das massive Misstrauen gegen die Bürgerinnen und Bürger
ist Ausfluss eines obrigkeitsstaatlichen Denkens und die Fortsetzung der
feindseligen Politik im eigenen Land. Wir haben nichts dagegen, wenn menschenrechtsverachtende
Organisationen und mafiöse Strukturen konsequent bekämpft werden.
Aber eine weitere Aushöhlung des Asylrechts, der weitere Abbau von
Grundrechten, die Vernetzung der Zusammenarbeit von Geheimdienst und Polizei
schafft ein Klima der Angst und Unterdrückung. Es fördert und
stärkt nicht unsere Demokratie, sondern beschädigt sie. Die Freiheit
stirbt zentimeterweise. Wehren Sie sich mit uns gegen diesen Abbau unserer
Grundrechte.
Handlungsangebote
Es ist nicht leicht in so kurzer
Zeit organisiert und schlagkräftig zu handeln. Daher ist auch die
Kreativität der Einzelnen gefragt. Tragen Sie Ihre Gedanken und Ihre
Entschlossenheit in die Politik. Schreiben Sie den Bundestagsabgeordneten
oder mailen Sie ihnen. Vielleicht lesen diese nicht jeden Brief. Aber sie
werten die Menge besorgter Briefe als sicheres Indiz für die Stimmung
im Land. Die Adressen der Abgeordneten (wenn Sie nicht wissen, bei wem
sie anfangen sollen, suchen Sie sich den Vertreter Ihrer Region und der
von Ihnen gewählten Partei aus) finden Sie im Internet unter http://www.bundestag.de
(von der Startseite können Sie zu den Fraktionen und dann zu den
einzelnen Abgeordneten gelangen.
Die Organisation von Aktionen erfordert
rasche Kommunikation. Hier hilft das Internet. Im folgenden finden Sie
daher einige Adressen, unter denen Sie über Aktionen informiert werden.
Besonders empfehlen wollen wir Ihnen das Abo des Rundbriefes des Münchner
Friedensbündnisses:
http://www.muenchner-friedensbuendnis.de/rundbrief/index.html
So werden Sie über geplante
Aktionen aktuell informiert.
Bei bundesweiter Bündelung
des Engagements ist ein gemeinsamer Konsens von besonderer Bedeutung.
Der Brief von Pax Christi an die Fraktionsvorsitzenden bietet wahrscheinlich
eine gute Basis für breite Zustimmung und verdient Ihre Unterstützung
durch Verbreitung durch Sie. Sie finden die Datei zum Download unter:
http://www.paxchristi.de/news/kurzmeldungen/index.html
Termine für Demonstrationen, Arbeitsgruppen
und andere Aktionen finden Sie unter folgenden Adressen:
http://www.friedenskooperative.de/
http://www.friedenskooperative.de/netzwerk/links-fr.htm
http://www.muenchner-friedensbuendnis.de/~bifa/termine.html
http://www.muenchner-friedensbuendnis.de
http://www.schwabingerfriedensini.de/
http://www.paxchristi.de/
http://www.dfg-vk.de
http://www.ippnw.de/
http://www.kampagne.de/
Wir haben keinen Anspruch darauf,
die Welt so vorzufinden, dass sie unseren moralischen Vorstellungen entspricht.
Aber wir haben Ein Recht darauf, darauf hinzuarbeiten, dass sie eine friedlichere
und lebenswertere Welt für alle wird.
Mit freundlichen Grüßen
Schwabinger Friedensinitiative
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Die Schwabinger Friedensinitiative trifft sich
wieder am Montag, den 26. November um 19.30 Uhr in der Seidl-Villa, Nicolai-Platz
(U 6/3 Giselastraße oder Münchener Freiheit). Telefonischer
Kontakt: 089-184310
ViSdP: Uli Sommer, Hansastr. 75; 81373 München |